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Erste IBK-Gesundheitsministerkonferenz in Konstanz

Bodenseeraum als Gesundheitsraum weiterentwickeln

Bild: Die IBK-Gesundheitsministerinnen und Minister an ihrer Konferenz in Konstanz.
Die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder und Kantone der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK) sind im Vorsitzjahr Baden-Württembergs erstmals zu einer gemeinsamen Fachministerkonferenz zusammengekommen. Ziel der zweitägigen Veranstaltung am 11./12. Juni 2015 in Konstanz war es, den grenzüberschreitenden Austausch im Gesundheitsbereich zu vertiefen. Inhaltliche Schwerpunkte lagen auf den Bereichen „Fachkräftemangel und Fachkräftemigration im Gesundheits- und Pflegebereich", „Netzwerkbildung in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung" sowie „Bürgerbeteiligung an einer zukunftsorientierten Gesundheitspolitik".
 
„In den vergangenen Jahren ist es im Rahmen der IBK und ihrer Kommission Gesundheit und Soziales erfolgreich gelungen, im Bodenseeraum wichtige grenzüberschreitende Projekte für eine bessere Zusammenarbeit und engere Vernetzung im Gesundheitsbereich anzustoßen. Alle an der Konferenz teilnehmenden Länder und Kantone haben bekräftigt, diesen Weg im Interesse der Bürgerinnen und Bürger in unseren Ländern auch in Zukunft weitergehen zu wollen", erklärte die einladende baden-württembergische Gesundheitsministerin Katrin Altpeter am Freitag (12. Juni) bei einem Pressegespräch im Rahmen der Konferenz. Gemeinsames Ziel aller Partner sei es, den Bodenseeraum als Gesundheitsraum weiterzuentwickeln und bestehende Barrieren konsequent abzubauen. „Im Alltag vieler Menschen in der Bodenseeregion zerfließen die Ländergrenzen: sie wohnen in einem Land, arbeiten in einem zweiten und verbringen ihre Wochenenden in dem dritten. Dieses enge Miteinander der Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kantonen im Bodenseeraum wollen wir im Gesundheitsbereich aufgreifen. Indem wir uns besser aufeinander abstimmen und voneinander lernen, profitieren wir alle", erklärte Altpeter.
 
Fachkräftemangel und -migration im Gesundheits- und Pflegebereich
 
Bereits heute gibt es in den Ländern und Kantonen der Bodenseeregion einen zum Teil deutlichen Fachkräftemangel im Gesundheits- und Pflegebereich. Mit Blick auf die immer älter werdenden Bevölkerungen bekräftigten die Gesundheitsministerinnen und -minister ihre Absicht, dass jedes Land und jeder Kanton die Rahmenbedingungen für attraktive Ausbildung- und Arbeitsplätze im Gesundheits- und Pflegebereich schafft. „Ich begrüße es sehr, dass alle Gesundheitsministerinnen und -minister zugesagt haben, die Ausbildungskapazitäten im Gesundheits- und Pflegebereich in ihren Ländern und Kantonen entsprechend dem eigenen Bedarf weiterzuentwickeln. Dadurch stellen wir auch in Zukunft eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung rund um den Bodensee sicher", sagte Ministerin Altpeter.
 
Auch Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf, Vorsteherin des Departements des Innern des Kantons Schaffhausen, sieht im grenzüberschreitenden Austausch zum Thema Fachkräftemangel große Vorteile: „Vom Fachkräftemangel im Gesundheitswesen sind alle an den Bodensee grenzenden Länder und Regionen betroffen. Wir alle sind auf der Suche nach Lösungen, die auch in Zukunft eine möglichst optimale Gesundheitsversorgung sicherstellen sollen. Deshalb ist es sinnvoll und bereichernd, das Thema grenzüberschreitend zu diskutieren und von den Erfahrungen anderer zu profitieren."
 
Mit Blick auf die Masseneinwanderungs-Initiative in der Schweiz betonte Regierungsrätin Heidi Hanselmann, die Leiterin des Gesundheitsdepartements des Kantons St.Gallen: „Der Fachkräftemangel bedeutet für die Schweiz mit Blick auf die Masseneinwanderungs-Initiative eine besondere Herausforderung. Es ist darum ganz wichtig, dass man sich als Nachbarn grenzüberschreitend mit dieser Herausforderung befasst. Die IBK kann hier vieles beitragen."
 
Auch für den Vorarlberger Gesundheitslandesrat Christian Bernhard ist die IBK ein besonders geeignetes Gremium, „um die zukünftigen Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegebereich diskutieren zu können. Der gemeinsame Austausch bringt wichtige Impulse für Lösungsansätze und eine gemeinsame strategische Ausrichtung."
 
Wichtige Impulse für attraktivere Rahmenbedingungen im Pflegebereich erwarten die Ministerinnen und Minister von dem grenzüberschreitenden „Netzwerk Pflegeschulen", das im Januar 2014 als Dialog- und Austauschplattform gegründet und vor kurzem als Arbeitsgruppe in die IBK-Kommission Gesundheit und Soziales aufgenommen wurde.
 
Regierungsrat Jakob Stark, Vorsteher des Departementes für Finanzen und Soziales des Kantons Thurgau, erklärte: „Ich befürworte das grenzübergreifende Netzwerk Pflegeschulen. Das Bildungszentrum für Berufe Gesundheit und Soziales (BFGS) beteiligt sich aktiv an diesem Netzwerk. Dieses soll die Ausbildung in den Pflegeberufen weiterentwickeln und damit zur Qualitätssteigerung in der Gesundheitsversorgung beitragen."
 
Medizinische Versorgung darf nicht vor Landesgrenzen Halt machen
 
Übereinstimmend sprachen sich die Ministerinnen und Minister dafür aus, die grenzüberschreitende Netzwerkbildung im Gesundheitsbereich weiter voranbringen zu wollen. „Der Aufbau einer strukturierten und vernetzten Gesundheitsversorgung über Landesgrenzen hinweg verbessert die Behandlung aller Patientinnen und Patienten im Bodenseeraum", so Ministerin Altpeter. Die Vorteile solcher Kooperationen belegten bereits etablierte grenzüberschreitende Gesundheitsnetzwerke, etwa in den Bereichen der Schlaganfall- und Notfallversorgung. Nach dem Willen der Ministerinnen und Minister sollen diese Modelle auf andere Fachdisziplinen ausgeweitet werden. 
 
Mit Blick auf die erfolgreichen telemedizinischen Schlaganfallnetzwerke in Bayern forderte die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml: „Die medizinische Versorgung darf nicht an den Landesgrenzen Halt machen. Gerade beim Schlaganfall kommt es entscheidend darauf an, dass Netzwerk- und Kooperationslösungen in sachgerechter Weise auch länderübergreifend sicherstellen, dass der Patient so schnell wie möglich qualifizierte medizinische Hilfe erhält."
 
Auch der Erfolg des „Regionalen Traumanetzwerkes Schwarzwald-Bodensee", ein weit gespanntes Netzwerk im süddeutschen Raum, an dem das Universitätsspital Zürich beteiligt ist, belegt Gesundheitsministerin Altpeter zufolge die Vorteile einer engen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich. Das Projekt zielt darauf ab, Qualität und Sicherheit der Schwerverletztenversorgung zu verbessern.
 
Gesundheitsdialog – Bürgerdialog
 
Angesichts des demografischen Wandels, der Zunahme chronischer Krankheiten sowie der Begrenztheit finanzieller Ressourcen stehen die Gesundheitssysteme der Länder und Kantone der Bodenseeregion vor zahlreichen Herausforderungen. Um darauf angemessen reagieren zu können, setzen die Länder und Kantone des Bodenseeraums auf verschiedene Arten der Bürgerbeteiligung. Im Rahmen der Konferenz tauschten sich die Gesundheitsministerinnen und
-minister über die unterschiedlichen Verfahren aus.
 
„Nach unserer Erfahrung bewährt es sich, wenn Bürgerinnen und Bürger an den für sie wichtigen Themenbereichen durch aktive Mitgestaltung Anteil haben können", betont der Vorarlberger Gesundheitslandesrat Christian Bernhard: „Gerade ein lebhafter Gesundheitsdialog ist Garant dafür, dass Sensibilisierung für Gesundheitsthemen Platz greifen kann und das Erreichen von Gesundheitszielen möglich wird."
 
Für die Schweizer Kantone ist die Bürgerbeteiligung schon immer Teil des schweizerischen Selbstverständnisses. So steht die Bürgerbeteiligung auch bei wichtigen Fragen der Gestaltung von Gesundheitspolitik stets im Vorfeld von Entscheidungen. Vorarlberg setzt auf eine lebendige Gemeinschaft mit einem hohen Maß an Bürgerbeteiligung als positivem Sozialkapital. Ziel ist es, bei den Bürgerinnen und Bürgern Eigenverantwortung und Selbstorganisation zu stärken, insbesondere vor Ort in den Gemeinden.
 
Baden-Württemberg setzt bei der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens auf den ständigen Dialog und die enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Ministerin Altpeter wies beispielhaft auf die Entstehung des baden-württembergischen Gesundheitsleitbildes hin, das mit 13 Leitsätzen in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention, medizinische Versorgung und Pflege den Rahmen für die zukunftsorientiere Weiterentwicklung des Gesundheitswesens des Landes darstellt. Das Leitbild ist das Ergebnis eines breit angelegten Beteiligungsprozesses mit den unterschiedlichen Akteuren des Gesundheitswesens sowie Bürgerinnen und Bürgern.
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