Die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) verleiht ihre Förderpreise im Jahr 2020 in der Sparte Kuratieren. Die sieben mit jeweils 10.000 Schweizer Franken dotierten Preise wurden vom Vorsitzenden der IBK-Jury, Winfried Nußbaummüller aus Vorarlberg, in den letzten Tagen an die PreisträgerInnen persönlich übergeben. Anstelle einer feierlichen Preisübergabe werden die ausgezeichneten Persönlichkeiten und Institutionen in Form einer Publikation gewürdigt. Parallel dazu wurden die Preisverleihungen in einem Film festgehalten.
„Die Preisträgerinnen und Preisträger, die einen IBK-Förderpreis erhalten, gehen beim Kuratieren von Kulturangeboten neue Wege. Sie sind kreativ und innovativ und bereichern damit die Kulturlandschaft im Bodenseeraum auf einzigartige Weise," betont Markus Wallner, Landeshauptmann von Vorarlberg und IBK-Vorsitzender 2020. Er bedaure sehr, dass die traditionelle feierliche Preisverleihung – geplant für den 4. November in der Remise in Bludenz – nun coronabedingt ausfallen müsse. Stattdessen habe man filmische Portraits der Preisträgerinnen und Preisträger erstellt und eine Publikation vorbereitet. Diese sind auf der Homepage der IBK sowie der Homepages der Länder und Kantone abrufbar.
Auszeichnung für eine persönliche Handschrift
Der diesjährige Juryvorsitzende Dr. Winfried Nußbaummüller, Leiter der Kulturabteilung von Vorarlberg und Mitglied der IBK-Kommission Kultur erläutert zur diesjährigen Sparte: „Kuratieren heißt, Sorge zu tragen und Verantwortung zu übernehmen für das Zustandekommen eines spezifischen Kulturangebots. Wir haben die Bildenden, Angewandten und Darstellenden Künste einbezogen, ebenso wie Kulturveranstalter und die klassischen spartenbezogenen Kunst- und Kulturanbieter der Bereiche Musik, Film, Literatur, Kulturelles Erbe und Museen. Besonders wichtig war der Jury, dass die Ausgezeichneten eine persönliche Handschrift beim Kuratieren an den Tag legen."
Dr. Roland Hofer, Kulturbeauftragter des Kantons Schaffhausen und Vorsitzender der IBK-Kommission Kultur, hebt hervor, dass die IBK mit den jährlichen, hochdotierten Förderpreisen den ausgezeichneten Kulturschaffenden eine breitere öffentliche Wahrnehmung im Bodenseeraum ermöglicht: „Die Sparte des Kuratierens verdient mehr Aufmerksamkeit. Die hochwertige Arbeit der Ausgezeichneten zeigt: Wir können stolz sein auf die vielfältigen künstlerischen Formate im Bodenseeraum."
Sieben Förderpreise für Einzelpersonen und Kollektive
Die sieben jeweils mit 10.000 Schweizer Franken dotierten Förderpreise 2020 gehen an folgende Einzelpersonen und Kollektive:
Patrick Kessler, nominiert vom Kanton Appenzell Ausserrhoden für das Audio-Festival Klang-Moor-Schopfe im Hochmoor von Gais. Auszug aus der Jurybegründung: „Die Jury überzeugt die Verbindung von spezifischer Audioforschung mit Audiokunst, welche in die Landschaft dringt und situations- und ortsbezogene Installationen zeigt. Klang wird visuell erfahrbar und die Schopfe öffnen den Raum für neue Entdeckungen. […]"
www.bassilikum.ch
Kunstverein Schichtwechsel, nominiert vom Fürstentum Liechtenstein. Auszug aus der Jurybegründung: „Der Kunstverein Schichtwechsel wurde 1989 von Kunstschaffenden in Liechtenstein gegründet und 2011 von einer jüngeren Generation übernommen. Die Projekte überzeugen durch das Engagement, Kunst und Gesellschaft miteinander zu verknüpfen und dadurch neue Perspektiven zu eröffnen. […] Titel wie «Wo das Gras grüner ist» oder «Über Religion und Politik wird nicht geredet – hier wird gearbeitet.», zeugen von einer intelligenten, pointierten und humorvollen Auseinandersetzung."
www.schichtwechsel.li
Anna Frei, nominiert vom Kanton St.Gallen. Auszug aus der Jurybegründung: „Ihre Handschrift zeichnet sich dadurch aus, dass sie prozessorientiert, interkulturell, frisch und feministisch ist. In Freis Arbeit ist ein klares kuratorisches Konzept erkennbar. Zentral ist dabei die Idee, das „Zuhören" als eine Praxis, als ein politischer Akt, als Spiegel von Machtstrukturen. Zentrum ihres kuratorischen Schaffens ist seit 2014 der OOR Records Laden in Zürich. Ein genossenschaftlich-kollektiv organisierter Platten- und Kunstbuchladen."
https://annafrei.net/
Haus zur Glocke, Judit Villiger, nominiert vom Kanton Thurgau. Auszug aus der Jurybegründung: „Als Aktionsraum in dem gearbeitet, gekocht, gegessen und sich ausgetauscht wird, bietet das Haus zur Glocke Räume für offene Formen des Kunstschaffens als kollaborativen Prozess. […] Der Kunstraum wird so zum Ort des Aufeinandertreffens von Menschen, Räumen, Haltungen. Die Jury hat auch überzeugt, dass Judit Villigers kuratorisches Schaffen in unterschiedliche Regionen des Bodenseeraums hineinreicht und die Seeufer miteinander und mit den Zentren der Kunstwelt vernetzt, und so einen Grundgedanken der Internationalen Bodensee-Konferenz praktisch umsetzt."
www.hauszurglocke.ch
Camerata Variabile, nominiert vom Kanton Schaffhausen. Auszug aus der Jurybegründung: „Die Jury hat nicht nur das zutiefst anspruchsvolle und fein ausbalancierte Programm begeistert, sondern besonders auch das Engagement für die Vermittlung Neuer Musik. Die Camerata Variabile entdeckt vergessen gegangene Musikstücke und ermöglicht zugleich durch die präzise Setzung und Verflechtung der Themen, die Neue Musik im Kontext der Tradition aber auch ihrer Zeitgenossenschaft zu verorten."
www.camerata-variabile.ch
literatur:vorarlberg netzwerk, nominiert vom Land Vorarlberg. Auszug aus der Jurybegründung: „Das Netzwerk betreibt unter der Leitung von Frauke Kühn selbst eine höchst inspirierende Baustelle für Literatur. Im Zentrum steht weniger ein fertiger Text, ein fertiges Buch, sondern die Prozesse selbst, des Schreibens und Erzählens, des Eingreifens und Anknüpfens und des Nachdenkens darüber, was ein Literaturhaus heute sein kann. […] Wenn in „to be continued" über 100 SchülerInnen aus sechs europäischen Städten an einer fiktiven Fortsetzungsgeschichte schreiben, dann wird literarisches Schaffen als ein Tun erlebbar, das Grenzziehungen aller Art überwinden kann.
www.literatur-vorarlberg-netzwerk.at
Walser Herbst, Dietmar Nigsch, nominiert vom Land Vorarlberg. Auszug aus der Jurybegründung: „Der Walser Herbst bringt Leute zusammen – in abgelegenen Tälern und Dörfern. Das ist eine kuratorische Verpflichtung, die jenseits des urbanen Imperativs des ausschließlich Neuen liegt, einem Engagement für Menschen und deren Geschichten. […] Beim Walser Herbst hat man typischerweise mit dem zu tun, was die Kultur ausmacht: Unterschiedlichkeit und Vielheit. Diesen Strängen mit einem kuratorischen Konzept nachzuspüren – und das schon seit Jahrzehnten - ist das, was den Walser Herbst anziehend macht und ihn über viele andere kuratorische Haltungen hinaus auszeichnet."
www.walserherbst.at
IBK-Förderpreise
Die Förderpreise der IBK werden seit 1991 jährlich in wechselnden Sparten verliehen. Es können maximal sieben Preise in der Höhe von jeweils 10.000 Schweizer Franken vergeben werden. Ausgezeichnet werden Personen mit einem herausragenden Potential im jeweiligen Kulturbereich.
Verantwortlich für die Vergabe ist die Kommission Kultur der IBK. Jedes Mitgliedsland der IBK – Baden-Württemberg, Bayern, Liechtenstein, Vorarlberg, die Kantone St.Gallen, Thurgau, Schaffhausen, Zürich sowie Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden zusammen – nominierte unter Beizug von ausgewiesenen Fachleuten maximal zwei Künstlerinnen und Künstler. Die Nominierten müssen einen biographischen Bezug zum jeweiligen Kanton oder Land aufweisen.
Eine von den Mitgliedsländern und Mitgliedskantonen gewählte internationale Jury von neun ausgewiesenen Expertinnen und Experten hat die Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt. Ihr gehörten an: Raffaela Rudigier-Gerer (Vorarlberg), Christiane Meyer-Stoll (Fürstentum Liechtenstein), Theres Susanna Inauen (Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden), Florian Ganslmeier (Bayern), Tina Ohnmacht (Baden-Württemberg), Annamira Jochim (Zürich), Daniela Colombo (St.Gallen), Stefan Wagner (Thurgau), Katharina Furrer (Schaffhausen).
Publikation und Film
Als Ersatz für die geplante feierliche Preisverleihung in der Remise Bludenz wurde ein filmisches Portrait der Preisträgerinnen und Preisträger erstellt. Der Film ist abrufbar unter folgendem Link: https://www.bodenseekonferenz.org/de/home Die Preisübergabe erfolgte in diesem Jahr durch den Juryvorsitzenden Dr. Winfried Nußbaummüller, jeweils individuell bei einem persönlichen Besuch bei allen Preisträgerinnen und Preisträgern.
Ferner erscheint anlässlich der Verleihung in Kürze eine Publikation, in welcher die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger gewürdigt werden. Eine digitale Version der Publikation steht unter folgendem https://www.bodenseekonferenz.org/kultur.
Weitere Auskünfte erteilt der Juryvorsitzende, Dr. Winfried Nußbaummüller: Tel.: +43(0)5574 511 22310; E-Mail:
winfried.nussbaummueller@vorarlberg.at