Bodensee-Informationsdienst Archiv

IBK-Kulturforum 2022
„Bits & Kohle - die Kulturförderung im digitalen Wandel"

Austausch, Vernetzung und Impulse für grenzüberschreitende Kulturarbeit

Bild: Beat Belser
Die rasanten technologischen Entwicklungen rund um die Digitalisierung verändern auch die Kultur und die Kulturinstitutionen. Die Herausforderungen sind groß und werden durch die COVID-Pandemie noch verstärkt. Die Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) widmete daher das Kulturforum 2022 der digitalen Transformation und deren Wirkung(en) im Bereich der Kulturförderung. Unter Federführung des Amtes für Kultur des Kantons St.Gallen hatte die IBK am 4. Mai 2022 Vertreter:innen aller Bodensee-Anrainerländer in den Hofkeller nach St.Gallen eingeladen.

Für professionell wie auch ehrenamtlich organisierte Kulturinstitutionen und Kulturschaffende stellt die zunehmende Digitalisierung im Zusammenspiel mit der Covid-Pandemie eine große Herausforderung dar. „Die langfristigen Folgen werden strukturell sein", so der Befund von Tanja Scartazzini, Leiterin Amt für Kultur vom Kanton St.Gallen, „Daher müssen wir uns dringend über Strategien, Konzepte und Chancen austauschen." Die Grundfrage des Kulturforums 2022 war somit die Frage: Wie begegnet die Kulturförderung dem digitalen Wandel und wie kann sie Kulturinstitutionen und Kulturschaffende in diesem Wandel unterstützen?

Neue Zugänge zur Kultur durch Digitalisierung

Dominik Landwehr, Kultur- und Medienwissenschaftler, folgerte in seiner Keynote zur strategischen Bedeutung des digitalen Wandels für Kulturinstitutionen, dass sich die Kulturförderung in der post-Corona auf ganzheitliche Ansätze einlassen müsse. Digitale und analoge Kultur seien keine Gegensätze mehr. Es brauche Raum für Experimente.

Bruno Glaus, Kultur- und Kunstvermittler, der sich in seiner Keynote kritisch mit den verpassten Chancen der digitalen Transformation in der Corona-Krise auseinandersetzte, betonte, man müsse die Kunst der Elite zu den Menschen bringen, insbesondere in den ländlichen Raum.

Digitalisierung plus Corona – ein Selbstverstärkungseffekt

Deutlich wurde die verstärkende Wirkung der Pandemie in den drei Erfahrungsberichten aus der Praxis von Kulturinstitutionen/-schaffenden: Sara Elena Müller, Künstlerin, Philipp Gross, Mitarbeiter Museum im Lagerhaus und José Vazquez, Kurator LABOR-digital art, Vebikus Kunsthalle Schaffhausen. Sie machten deutlich, wie Corona einerseits den digitalen Wandel beschleunigt hat - z.B. mit virtuellen Rundgängen im Museum -, anderseits aber auch der persönliche Fokus klarer wurde. „Ich brauche das Publikum", stellte Sara Elena Müller fest. José Vasquez dagegen meinte: „Die Bits sind gegeben, die Kohle fehlt jetzt noch."

Passend dazu informierten Heike Kramer und Beate Lex (Kompetenzfeld Digitale Kultur, MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg) über innovative Förder- und Unterstützungsansätze für Museen im digitalen Wandel, wie etwa die MFG Digitalwerkstatt, digitale Coachingprogramme oder der Kompass für digitale Kultur. Zentral dabei sei es, die Relevanz von Museen als kulturellem Ort zu erhöhen. Abschließend wurde in einer Podiumsdiskussion Bilanz gezogen.

Dem digitalen Wandel aktiv begegnen

Man solle sich Digitalisierung so gut wie möglich zunutze zu machen, hatte die St.Galler Regierungsrätin Dr. Laura Bucher zu Beginn der Veranstaltung mit auf den Weg gegeben. Das sei vielen Kulturinstitutionen auch gelungen, konstatierte Dr. Kathrin B. Zimmer, Koordinatorin für Digitalisierung in Kunst und Kultur am Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Sie habe einen großen Mut zum Experimentieren wahrgenommen und auch in den Fachbehörden habe man an Fachwissen zugelegt.

Gemeinsame Stimme für die Kultur

Der Diskurs von Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden hat erst begonnen. Für Dr. Roland Hofer, Vorsitzender der IBK-Kommission Kultur, bietet das Kulturforum der IBK dabei auch eine Chance zur grenzüberschreitenden Vernetzung und Fürsorge. „In Zeiten knapper Ressourcen und extremer Rahmenbedingungen durch Covid müssen wir auch Sorge tragen, dass Kulturförderung nicht zu stark beschnitten wird."  Kreative und intelligent mit dem digitalen Wandel umzugehen, das bedeute auch offen zu sein für internationalen Austausch in der Vierländerregion Bodensee.

IBK-Kulturforum

Das Kulturforum der Kommission Kultur der IBK findet alle zwei Jahre zu einem anderen Thema statt. Es bietet einem Fachpublikum, vornehmlich aus dem Bereich der Kulturförderung der Länder und Kantone aus der Bodenseeregion, Raum für Begegnung, Austausch und Reflexion. Das diesjährige Kulturforum richtete der Kanton St.Gallen aus.

Weitere Auskünfte erteilt Andreas Schwarz, stv. Leiter Amt für Kultur, Kanton St.Gallen, Telefon: +41 (0)58 229 22 43, E-Mail: a.schwarz@sg.ch
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