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Umweltleistungen der Landwirtschaft

IBK setzt sich dafür ein

Bild: Ausbringung von Gülle mit Schleppschlauch. Die Luft rund um den Bodensee ist sauber – nicht zuletzt dank vieler Bauern, die bereit sind, ihre Gülle umweltschonend auszubringen. Bei entsprechender Technik geht das selbst am Hang. (Quelle: M. Harder, TG)
 
Während die Landwirtschaft mit der Produktion von Nahrungsmitteln immer weniger Geld verdient, gewinnen Umweltleistungen der Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Die Internationale Bodensee Konferenz (IBK) begrüßt es, wenn wirtschaftliche Nachteile, die durch Maßnahmen zum Erhalt sauberer Gewässer oder sauberer Luft entstehen, über Förderprogramme der Länder und Kantone entsprechend ausgeglichen werden. So empfiehlt die IBK in einem Positionspapier, Maßnahmen zur bodennahen Gülleausbringung stärker als bisher zu unterstützen. 

Die Luft rund um den Bodensee ist gut. Sehr gut sogar. Doch wer hat nicht schon mal die Nase gerümpft, wenn Bauern ihre Felder düngen? Dieser Geruch ist zum Teil durch Ammoniak verursacht, ein farbloses, stechend riechendes Gas, das schädlich für die Umwelt ist (s. Infokasten). Bekannt ist es als Bestandteil von „Salmiakgeist" und anderen Putzmitteln, wenn  es in Wasser gelöst wird.  In der Landwirtschaft entsteht Ammoniak im Stall und insbesondere bei der Ausbringung von Wirtschaftsdüngern, wie Gülle oder Jauche.
 
Aufgrund dieser enormen Bedeutung für die Umwelt hatten sich die Länder der EU im Rahmen des Göteborg-Protokolls bereits vor Jahren verpflichtet, den Ammoniakausstoß einzuschränken. Auch die Schweiz hat sich ehrgeizige Reduktionsziele gesetzt. Es gab in den Ländern rund um den Bodensee daraufhin diverse Initiativen, um den Ammoniakausstoß der Landwirtschaft zu begrenzen. Doch haben diese Anstrengungen nur teilweise gefruchtet.
 
Gemeinsame Lösungen suchen 

Die IBK hat daher Fachleute aus Forschung und Verwaltung beauftragt, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, welche an den Ursachen der Ammoniakemissionen ansetzen und nachhaltig zu einer Verringerung der Abgasungen beitragen. Hierbei zeigte es sich sehr schnell, dass restriktive Maßnahmen allein nicht zielführend sind. Zudem werden von der Landwirtschaft bereits erhebliche Umweltleistungen erbracht, wie einhalten von Gewässerabständen oder Ausbringungsverbote. „Wir versuchen, unseren Landwirten zur Erreichung von Umweltzielen bestmögliche Beratung zu geben", versichert der Sprecher der IBK-Arbeitsgruppe,  Michael Honisch, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kempten (Allgäu). „Es bedarf aber auch eines breiten politischen Willens auf europäischer Ebene, diese Umweltziele zu erreichen. Die IBK treibt den länderübergreifenden Dialog hierzu voran. Denn es muss effiziente und möglichst unbürokratische Instrumente geben, die einen Anreiz schaffen, entsprechende Maßnahmen im Betrieb umzusetzen", so Honisch weiter.
 
Spezialtechnik sehr kostspielig
 
Vor allem durch emissionsarme Ausbringungstechniken ist ein Ansatzpunkt gegeben, um Emissionen zu verringern, weil ein Großteil der Ammoniakverflüchtigung erst bei der Ausbringung von Gülle entsteht. Herkömmliche Managementmaßnahmen,  wie die Ausbringung von Gülle bei kühlem Wetter oder die Verdünnung mit viel Wasser, reichen allein nicht aus. Sie scheitern oft an betrieblichen Zwängen und an den Unwägbarkeiten der Witterung. Mit entsprechender Technik, zum Beispiel durch Gülleinjektion direkt in den Boden, lässt sich das Geruchsproblem in der Fremdenverkehrsregion Bodensee angehen. Ohne staatliche Förderung jedoch ist diese Spezialtechnik für die Landwirtschaft rund um den Bodensee viel zu kostspielig.
„In unseren Recherchen hat sich vor allem gezeigt, dass bisherige Förderanreize vor allem im Grünland entweder nicht ausreichend oder zeitlich nur begrenzt wirksam waren", so Honisch. Zudem gibt es noch andere Ansätze, zum Beispiel im Bereich Stall und Laufhof. „Hier gilt es, die Möglichkeiten einer verstärkt umweltgerechten, emissionsarmen Bauweise zu überprüfen." Auch die Weidehaltung im Sommer stellt einen viel versprechenden Ansatz dar", sagte Honisch. Um Landwirte hierbei besser zu beraten, bedürfe es aber noch einer intensiveren Forschung, so die Meinung der Experten.
 
Förderprogramme hilfreich
 
Positive Entwicklungen sieht die IBK-Arbeitsgruppe in der aktuellen Förderung des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms (Kulap) für Injektionsverfahren und so genannten Schleppschuhen, beides spezielle Techniken zur Ausbringung von Gülle. Auch die schweizerischen „Ressourcenprogramme" bieten bei entsprechender Kofinanzierung über die Kantone attraktive Fördermöglichkeiten für die Landwirtschaft. So sind im Kanton Thurgau seit Einführung eines Schleppschlauch-Förderprogramms in 2008 bereits 844 Landwirte  auf die emissionsarme Technik umgestiegen. Das entspricht 34 Prozent aller direktzahlungsberechtigten Betriebe. Hierdurch wurde eine enorme Nachfrage nach dieser Technik ausgelöst. Der Leiter des Landwirtschaftsamts im Thurgau, Markus Harder bekräftigt: „Wir sehen, dass unsere Landwirte bereit sind, freiwillige Umweltleistungen zu erbringen, wenn finanzielle Nachteile nur hinreichend abgegolten werden und die Technik nicht nur modern, sondern auch praktikabel ist".
 
Ansprechpartner bei Rückfragen ist Dr. Michael Honisch, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kempten (Allgäu), Tel. 0049-(0)8323-960610 oder Tel. 0049-(0)831- 52147-207; E-Mail: michael.honisch@aelf-ke.bayern.de 
 
Infokasten:

Ammoniak aus der Landwirtschaft – Umweltfolgen
Wenn auf den Feldern stickstoffhaltige Düngemittel ausgebracht werden, ist es nahezu unvermeidlich, dass ein Teil des darin enthaltenden Stickstoffs als Ammoniak in die Atmosphäre verloren geht. Diese Emission ist oft mit erheblichen Geruchsbelästigungen verbunden. Vor allem aber trägt sie zur Versauerung von Böden und zur Aufdüngung auch weiter entfernt gelegener Landschaftsteile bei. Im Klartext: Ammoniak landet in Seen wie dem Bodensee, in Wäldern oder in Mooren und belastet diese Lebensräume, so dass sie sich nachteilig verändern. Algen wachsen, Moore verbuschen, Brombeeren und andere stickstoffliebende Pflanzen nehmen überhand beziehungsweise wachsen plötzlich an Standorten, wo sie nicht sein sollten. Zudem trägt Ammoniak zur Bildung von gesundheitsschädlichem Feinstaub bei.
 
Näheres zum Thema sowie Positionspapier unter http://landwirtschaft.bodenseekonferenz.org
 
 
 
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