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Konferenz der Rettungsdienste für den Bodenseeraum

Verantwortliche der luft-, boden- und wassergebundenen Rettung trafen sich in Herisau

Bild: Die Referenten und Organisatoren der 6. Konferenz der Rettungsdienste. 
Gut 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein trafen sich am 19. Januar zur Konferenz der Rettungsdienste im Bodenseeraum in den Psychiatrischen Kliniken in Herisau im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Bereits zum sechsten Mal kamen die Verantwortlichen der luft-, boden- und wassergebundenen Rettungsdienste zusammen, um sich über fachliche und aktuelle Themen auszutauschen. Die Treffen der Rettungsdienste finden jährlich statt und stehen unter der Schirmherrschaft der IBK-Kommission Gesundheit und Soziales.
 

„Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Rettungsdienste am Bodensee gehört längst zum Alltagsgeschäft dazu. Dennoch ist es wichtig, dass die Kontakte gepflegt werden können und ein Austausch stattfindet, um voneinander zu lernen", so Roman Wüst, Generalsekretär vom Gesundheitsdepartement des Kantons St.Gallen und Vorsitzender der IBK-Kommission Gesundheit und Soziales. „Die Treffen der Rettungsdienste liefern dazu wichtige Impulse, um das Zusammenspiel im Ernstfall einfacher und direkter zu gestalten", sagte Wüst bei der Eröffnung der Tagung.
 
Kurze Referate zu den Themen Wasserrettung, Flugrettung, First Responder (Notfallhelfer) oder Krisenintervention bei Großereignissen lieferten einen ersten Input, bevor die Themen in Arbeitsgruppen vertieft wurden. Die Referenten und Leiter der Arbeitsgruppen waren Klaus Müller, Technischer Leiter der Bayerischen Wasserwacht Lindau; Reinhard Stadler, Leitender Notarzt des Rettungshubschraubers Christoph 45, Friedrichshafen; Marcus Gantschacher vom Österreichischen Roten Kreuz, Vorarlberg und Christian Buschan von der Flughafenseelsorge Zürich.
 
112 als Notrufnummer für die Wasserrettung
 
„Wenn man sich während eines Einsatzes auf dem Wasser trifft und sich kennt, ist die Zusammenarbeit sofort leichter", sagte Klaus Müller von der Bayerischen Wasserwacht. Für ihn ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Sinne des „kleinen Dienstweges" unverzichtbar. Er nutzt die Treffen regelmäßig und zeigte an der Tagung in Herisau den Ist-Zustand der Wasserrettung rund um den See auf. Er machte die internationalen Unterschiede, wie beispielsweise die abweichenden Zuständigkeiten der Leitstellen oder das Problem der unterschiedlichen Notrufnummern, transparent. „Fragen Sie mal einen Segler, welche Notrufnummer er im Ernstfall wählen soll, wenn er sich mitten auf dem See befindet oder je nach Netz?" Klares Ziel des Workshops Wasserrettung war, eine Notrufnummer für alle zu manifestieren. Geeinigt haben sich die Kaderkräfte auf die 112, die sich als Notrufnummer für die Wasserrettung für den ganzen Bodensee eignet. Mit der 112 kann rings um den See ein Rettungsdienst (D), eine Leitzentrale (A) oder die Kantonalen Notrufzentralen in der Schweiz erreicht werden. Neben den nationalen Rettungsnummern soll deshalb künftig auch die 112 als Notrufnummer für die Wasserrettung kommuniziert werden. Themen, die auch im nächsten Jahr weiter diskutiert werden sollen sind der Datenaustausch zwischen den Notrufzentralen oder das Ziel, ein gemeinsames Flottenmanagement für die Wasserrettung einzurichten.
 
Flugrettung, First Responder, Krisenintervention
 
Rettung auf einen Blick ist bei der Flugrettung bereits möglich. Ob der Rettungshubschrauber Christoph 45 vom Standort Friedrichshafen einsatzbereit ist, lässt sich über ein Passwortgeschütztes Internetportal, das deutschlandweit eingeführt wurde, von den Leitstellendisponenten schnell feststellen.
Die Unterschiede zwischen der Schweizer und der Deutschen Luftrettung sind groß. Sie werden deshalb auch an der nächsten IBK-Rettungskonferenz auf der Tagesordnung stehen.
Weiterdiskutiert wird dann auch das Thema der Nothelfer und die Organisation von First Responder-Gruppen, die erste Hilfe vor Ort leisten, wo Hilfsfristen z.B. in schwer zugänglichen Gemeinden nicht eingehalten werden können.
 
Wie emotionale Hilfe bei Kriseninterventionen eines Großereignisses geleistet werden kann, wird die Retter auch in Zukunft weiter beschäftigen. Eindrücklich schilderte der Flughafenseelsorger Christian Buschan vom Flughafen Zürich von seinem Alltag. Vor allem auch mit Blick auf die eigene Seelenhygiene der Retter ist dieses Thema wichtig, denn Posttraumatischer Stress ist bei dieser Berufsgruppe keine Seltenheit.
 
Einsatz in Haiti
 
Wie wichtig es ist, die eigene Seelenhygiene im Griff zu haben, machte Arthur Weber von der Landeswarnzentrale Vorarlberg deutlich. Er berichtete zum Abschluss der Tagung sehr offen über seinen Einsatz in Haiti, zu dem er als Koordinationsexperte der EU vom Monitoring Information Center MIC, Brüssel entsendet wurde. Für zehn Tage im Januar 2010 gehörte er zum sechsköpfigen EU-Experten Team „ALPHA", das unter verheerenden Bedingungen vor Ort bis zum Rand der Erschöpfung zum Einsatz kam. 
 
Nächste Konferenz in Schaffhausen
 
Das diesjährige Treffen der Rettungsdienste im Bodenseeraum wurde von René Frei, Leiter der Rettungsdienste im Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden unter Mitwirkung von Günter Bildstein, Betrieblicher Leiter der Rettungsdienste vom Kantonsspital St.Gallen organisiert. Im kommenden Jahr findet die Konferenz am 18. Januar 2012 im Kanton Schaffhausen statt.
 
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