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Tierhaltung und Umwelt

AG Landwirtschaft am Forum der Tier und Technik 

Bild: Die Referenten (von links) Dr. Michael Honisch, Markus Hausammann, Markus Harder, Hansueli Christen, Dr. Margret Keck, Christoph Schatzmann.
 
„Moderne Tierhaltung im Spannungsfeld von Tierwohl und Umwelt" war das Thema, mit dem sich die Arbeitsgruppe Landwirtschaft und Umweltschutz der IBK-Kommission Umwelt an der landwirtschaftlichen Fachmesse Tier und Technik in St.Gallen präsentierte. Mit einem breiten Fächer von Maßnahmen, die bei der Aufstallung ansetzen und bis zur Ausbringung von Gülle reichen, sollen Ammoniakemissionen reduziert und wichtige Umweltziele erreicht werden.
 
Das Einführungsreferat zum Thema „Moderne Tierhaltung im Spannungsfeld von Tierwohl und Umweltschutz" wurde von Margret Keck, Projektleiterin von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Mitglied der AG Landwirtschaft und Umweltschutz der IBK gehalten. Sie stellte die enormen Veränderungen in der Tierhaltung von gestern, heute und morgen vor, wie größere Herden, Mechanisierung und Automatisierung. Eine der Herausforderungen laute zukünftig, nicht nur für tiergerechte, sondern für emissionsarme Haltungssysteme den Weg zu ebnen, so Keck. Für eine zukunftsgerichtete Tierhaltung gelte, sich an den Prinzipien weniger verschmutzter Flächen, rascher Harnabfluss, häufigere optimierte Entmistung, tiefe Temperaturen und Schatten zu orientieren. Auf dem Weg zur Umsetzung von emissionsmindernden Maßnahmen, sei der Handlungsspielraum einzelbetrieblich auszuloten. Ansätze mit Synergien zum Tierwohl seien eine Chance und sollten vordringlich erforscht werden.
 
Podiumsdiskussion
 
Die anschließende Podiumsdiskussion, die vor einem interessierten Fachpublikum stattfand, leitete Roland Künzler von der Agridea. Markus Harder, Leiter vom Landwirtschaftsamt Thurgau, betonte, dass Landwirte ihren Beitrag leisteten, doch der Zulauf im Förderprogramm für emissionsarme Ausbringungstechnik nicht so hoch sei wie erhofft. Er sieht beim Hofdüngermanagement noch ein großes Potenzial. Im Gegensatz zu Deutschland würden die Tierbestände in der Schweiz wieder zunehmen.  Ställe mit einem großzügigen Flächenangebot hätten dabei ein größeres Emissionspotenzial. Es gelte, die verschmutzten Flächen mit neuen Stallkonzepten in den Griff zu bekommen.
 
Markus Hausammann, Präsident vom Verband Thurgauer Landwirtschaft, erwartet in der Schweiz keine Rückkehr zu einer Tierhaltung in konventionellen Ställen. Anpassungen seien beim Neubau einfacher zu bewältigen als nachträglich. Der Zusatzaufwand sollte über Förderprogramme aufgefangen werden können. Auch das Thema Geruch aus der Tierhaltung sei bisher vernachlässigt worden. Eine Reduktion der Tierbestände in der Schweiz würde nur die Produktion und Wertschöpfung auslagern.
Für Hansueli Christen, Leiter Schweineproduktionsprogramme UFA AG, kann eine regionale Verlagerung ein Thema werden. Zu nutzen seien eine verbesserte Futterverwertung und eine Phasenfütterung in der Endmast.
 
Für Christoph Schatzmann, Leiter Geflügel, Bell AG, ist es wichtig, dass wirtschaftlich tragbare Lösungen gefunden werden. Die Konsumenten wünschten natürliche, tiergerechte Produkte und eine emissionsarme Tierhaltung. Dabei bestehe Forschungsbedarf, z.B. welche Maßnahme wie viel Emissionsminderung bringe. Kosteneffiziente Maßnahmen sollten entwickelt, bewertet und gefördert werden, um der Schweizer Landwirtschaft auch in Zukunft eine Chance zu geben.
 
Zielvorgaben nicht überall eingehalten
 
Die EU, die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein und weitere Länder haben sich mit dem Göteborg-Protokoll schon vor Jahren verpflichtet, den Ammoniakausstoß einzuschränken.  Michael Honisch vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (Allgäu) und bis 2010 Leiter der Arbeitsgruppe berichtete, dass nach Schätzungen des Umweltbundesamtes die Zielvorgaben bis 2010 nicht überall eingehalten werden könnten. Dies zeige Handlungsbedarf zur weiteren Reduzierung der Emissionen auf. Er stellte die Empfehlungen er IBK zum Thema dar, die von der AG ausgearbeitet wurden. Sie sehen vor, die Beratung der Betriebe zu stärken und Förderanreize für Techniken zu schaffen, welche die Ammoniakemissionen reduzieren. Die Eingriffsmöglichkeiten seien vielfältig, so Honisch und reichten von der Fütterung bis zur Ausbringung der Wirtschaftsdünger. Ziel solle sein, mit kostengünstigen Maßnahmen ein hohes Maß an Stickstoff-Effizienz zu erreichen. Mehraufwendungen, die teurer seien als der eingesparte Stickstoffgewinn, sollten verstärkt ausgeglichen werden. Hier sei eine ausreichende Anschubfinanzierung und Kontinuität in der Förderung gefragt.
 
 IBK-Ausstellung „Ammoniakverluste vermeiden – den Güllewert erhalten!"
 
Parallel zu der Veranstaltung konnte erstmalig die neue  IBK-Ausstellung „Ammoniakverluste vermeiden – den Güllewert erhalten!" an der landwirtschaftlichen Fachmesse präsentiert werden. Die Ausstellung wurde von der IBK-Arbeitsgruppe Landwirtschaft und Umweltschutz erstellt und zeigt die Bedeutung von Ammoniak und die verschiedensten Maßnahmen zur Emissionsminderung auf.  Damit soll eine umweltschonende und nachhaltige Landwirtschaft im Bodenseeraum gefördert werden, um grenzüberschreitend dem Ziel geringerer Ammoniakemissionen näher zu kommen. Die Ausstellung wird an mehreren Orten im Bodenseeraum zu sehen sein.
 
Weitere Informationen unter http://landwirtschaft.bodenseekonferenz.org. Ansprechpartner bei Rückfragen ist Dr. Michael Honisch, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kempten (Allgäu), Tel. 0049-(0)8323-960610 oder Tel. 0049-(0)831- 52147-207; E-Mail: michael.honisch@aelf-ke.bayern.de
 
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