Der 2010 neu aufgelegte IBK-Kleinprojektefonds fördert die Tagung „Die ‚andere‘ Provinz", die vom 15.-17. März im Konstanzer Stadtarchiv stattfand. Als Thema standen die kulturellen Auf- und Umbrüche in der Bodenseeregion seit den 1960er Jahren auf dem Programm und brachte Historiker, Archivare und Schulprojektgruppen zusammen.
Nutzen und Bedeutung von Archiven
Was geschah damals „in der Provinz" am Bodensee? Was hat die Menschen bewegt? Wie hat man sich engagiert? Neben kurzweiligen Vorträgen der Fachleute präsentierten auch drei Schülergruppen und eine Schülerin aus Bregenz, Singen und Radolfzell ihre Forschungsergebnisse zu diesen Fragen. Vorgestellt wurden Dokumentationen zum Umweltschutz bei den Schlammteichen in Singen-Bohlingen, zur Besetzung des Feuerwehrhauses in Radolfzell, zu den 68er-Aktionen in Konstanz sowie im Vorarlberger Raum. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung ging es dabei auch um die Frage, wie man an Informationen kommt und welche Quellen zur Verfügung stehen. „Wir haben 80 Fragebögen an Zeitzeugen verschickt, sieben Interviews mit Schlüsselpersonen geführt und verschiedene Zeitungsarchive besucht", berichteten die jüngsten Teilnehmerinnen Nicole Ehnert und Mirjam Kunz aus der 8. Klasse des Friedrich-Hecker-Gymnasiums Radolfzell. Die regionalen Bibliotheken nennt die Schülerinnengruppe der Robert-Gerwig-Schule Singen als weitere wichtige Quelle, während die Vorarlberger Schülergruppe sogar das Landesarchiv konsultierte.
Damit wurde eine der zentralen Fragen der Tagung aufgegriffen: Wo und in welcher Form sind Quellen zu den Vorgängen in den 1986er Jahren am Bodensee zu finden und was sollte getan werden, um weitere Informationen zu dokumentieren? „Ganz wichtig ist dabei auch, jungen Leute den Nutzen und die Bedeutung von Archiven klar zu machen", so Heike Kempe, Organisatorin der Tagung und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Geschichte und Soziologie der Uni Konstanz. Dies ist im Fall der Schülerprojekte gelungen. „Mit einem solchen Regionalbezug wird Geschichtsunterricht viel anschaulicher", stellten die Schüler und Schülerinnen gemeinsam fest.
Bewusstsein für die Gesamtregion verbessern
Auch der Blick über den Bodensee nach Vorarlberg und umgekehrt an den Untersee erweitert die Perspektive und schärft das Urteilsvermögen. Damit wird auch das Anliegen des IBK-Kleinprojektefonds aufgegriffen, gezielt Projekte zu fördern, die das Bewusstsein für den Bodensee als Gesamtregion verbessern und dazu beitragen, die Sichtweisen und Erfahrungen der Nachbarländer kennen und verstehen zu lernen. Das Publikum, darunter auch einige alte Aktivisten und Aktivistinnen, interessierte sich schließlich dafür, wie die Aktionen der 68er auf die heutige Jugend wirken. „Das waren echte Vorbilder, sie waren mutig und sind für ihre Meinungen und Interessen eingetreten", findet die Mehrzahl der Nachwuchsforscher. Man stellt aber auch fest: „So krass sind wir nicht mehr drauf."
Aktuelle Bewerbungsrunde läuft bis 25. Mai 2011
Der 2010 neu aufgelegte IBK-Kleinprojektefonds ermöglicht die Förderung kleiner grenzüberschreitender Projekte für interkulturelle Begegnungen und Austausche zwischen den seenahen Schweizer Kantonen, den deutschen Landkreisen am Bodensee, dem Land Vorarlberg und dem Fürstentum Liechtenstein. Der Fonds ermöglicht erstmals auch kleinen Projekten den Zugang zu Fördermitteln des EU-Förderprogramms Interreg IV „Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein". Gefördert werden bis zu 50 Prozent der Projektkosten. Die maximale Fördersumme beträgt 2.500 Euro. Bewerben können sich Einzelpersonen, Gruppen, Vereine, Gemeinden, Schulen und ähnliche Einrichtungen aus dem Bodenseeraum. In Frage kommen grenzüberschreitende Feste, Exkursionen, Wettbewerbe oder Projekte im sozialen, touristischen oder umweltpolitischen Bereich. Die aktuelle Bewerbungsrunde endet am 25. Mai 2011.
Informationen über den Kleinprojektefonds und das Antragsverfahren, gibt es im Internet unter
www.bodenseekonferenz.org/kleinprojektefonds. Für Interessierte bietet die IBK-Geschäftsstelle in Konstanz ausführliche Beratung und Unterstützung an, Tel. +49 (0) 7531 / 5 27 22,
kleinprojekte@bodenseekonferenz.org. Das Verfahren ist gegenüber sonstigen Interreg-Projekten stark vereinfacht und für jedermann machbar.