Am 27. Juni 2011 hat die zuständige Kommission der UNESCO in Paris eine Auswahl von „Pfahlbausiedlungen" (Reste von Dörfern der Zeit zwischen 3900 und 700 v.Chr.) in die Welterbeliste aufgenommen. Die insgesamt 111 Fundstätten, eine Auswahl aus über 900 bekannten Fundplätzen, liegen in sechs Ländern. 29 davon, also mehr als ein Viertel der nun als Welterbe aufgenommenen Siedlungen, liegen im Wirkungsgebiet der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK), insbesondere am Zürichsee und am Bodensee. Die IBK hat den Entscheid mit Freude und Interesse zur Kenntnis genommen, bestätigt er doch das hohe Engagement aller Beteiligten bei Schutz und Pflege von Kulturgütern; ein Anliegen das die IBK seit Jahren aktiv unterstützt.
Das Thema der „Pfahlbauten" wird in einigen gut besuchten Museen in der Region behandelt; viele Funde sind ausgestellt und vielerorts sind didaktische Angebote vorhanden, die auf großes Interesse stoßen (Archäologisches Landesmuseum Konstanz, Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, Museum für Archäologie Frauenfeld, usw.). Auch im Gelände sind einige der Fundstellen gekennzeichnet (Hinweistafeln) und es gibt Nachbauten solcher Dörfer, doch verbirgt sich dieses Kulturgut weitgehend im Boden bzw. im Wasser und die Vermittlungsarbeit ist deshalb anspruchsvoll.
Es stellt sich die Frage, wie dem zweifellos durch das „UNESCO-Welterbe-Label" noch wachsenden Interesse begegnet werden soll. Die Aufnahme des Themas ins Welterbe stellt dabei eine neue Herausforderung für die Vermittlungsarbeit dar, obliegt die Kulturhoheit doch den jeweiligen politischen Einheiten, auf deren Territorium sich die Fundplätze befinden und die dabei hauptsächlich gefordert sind; dagegen ist die Förderung des Tourismus eine typische überregionale Aufgabe. Es ist somit die Frage zu beantworten, wie die Vermittlungsarbeit und Inwertsetzung des neuen Welterbes in der Region angepackt wird und welche Institution hier die ersten Schritte unternehmen soll und kann.
Die Regierungschefs der IBK haben sich anlässlich ihres Strategiegesprächs vom 30. Juni auf Initiative des Kantons Thurgau dafür ausgesprochen, einen Kredit von 50'000 Euro für die Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie zum Thema: „Sichtbarmachung und Vermittlung des UNESCO-Welterbes Pfahlbauten im Einzugsbereich der IBK", zu sprechen und für diese Studie das Patronat zu übernehmen. Dabei sollen die Chancen und Möglichkeiten einer Informationsvermittlung zum Thema abgeklärt werden. Dies mit der Absicht, die touristische Wertschöpfung in der Region zu fördern und das kulturelle Angebot besser zu vermitteln. Die Vernetzung mit den bestehenden Welterbestätten steht dabei ebenfalls auf der Agenda. Ob sich als Lösung in der Folge ein zentraler – allenfalls baulich spektakulärer – Informationspunkt, eine rein virtuelle Vernetzung oder schliesslich eine andere Möglichkeit aufzeigen lassen: Die Chancen des alten „neuen" Welterbes für die Region sollen abgeklärt werden.
Download: Mitglieder der Steuerungsgruppe für die Machbarkeitsstudie