Digitalisierung in der Schule – es gibt viel zu lernen
Judith Ebnöther, 20.04.2020
Die Digitalisierung hat unser Leben in den letzten Jahrzehnten nachhaltig verändert. Private Unternehmen haben sich die diversen Innovationen rund um das Thema längst zu nutzen gemacht. Doch in den Schulen, so scheint es, werden die digitalen Instrumente noch nicht flächendeckend verwendet.
Die Debatte um die Thematik Schule und Digitalisierung ist schon älter. Digitale Kompetenzen wurden im Laufe der Zeit immer höher gewichtet und das Bildungssystem daran angepasst. In der Schweiz ist der Bereich «Medien und Informatik» fester Bestandteil des sogenannten Lehrplans 21. In Deutschland wurde 2019 nach langer politischer Debatte der Digitalpakt in Kraft gesetzt, der bundesweit fünf Milliarden Euro zur Förderung der Digitalisierung in der Schule bereitstellt.
Was sollen Kinder lernen, um vorbereitet zu sein?
Ziele in verschiedenen Detailierungsgraden sind vorgegeben. Jedoch gibt es unterschiedlichste Vorstellungen davon, wie Kinder im Schulalltag am besten auf die Digitalisierung vorbereitet werden sollen. Sollten Kinder eigene Geräte von der Schule erhalten, um den Umgang damit zu lernen? Wenn ja, ab welchem Alter? Und sollten die Kompetenzen fachübergreifend oder spezifisch unterrichtet werden?
Die Europäische Kommission hat den «Aktionsplan für digitale Bildung» entworfen, um genau solche Fragen zu klären. In folgenden drei Bereichen sollen Kinder Kompetenzen erwerben: Bei der praktischen Nutzung von Technologien, in der Entwicklung allgemeiner digitaler Fähigkeiten und bei einer verbesserten Bildung mittels Datenanalyse. In einer an diesem Plan orientierten Studie mit einem europäischen Vergleich der Lehrpläne wird klar: Alle Länder in Europa haben die digitale Bildung auf dem Radar. Jedoch unterscheidet sich die geplante Umsetzung deutlich.
Altbekannte Probleme bleiben
Bei der Digitalisierung in der Schule bleiben altbekannte Probleme von Bildungsreformen bestehen: Diese brauchen immer ihre Zeit. Bei einem sich so schnell wandelnden Thema wie die Digitalisierung ist es zusätzlich schwer, mit den Reformen nicht hinterherzuhinken. Ausserdem muss das Lehrpersonal weitergebildet werden. So lernten viele Lehrer in ihrer Ausbildung noch wenig bis gar nichts über das Vermitteln und Anwenden von digitalen Fähigkeiten. Ohne zeit- und ressourcenintensive Weiterbildung kann die Scheu vor solch unbekannten Themenfeldern gross sein.
In diesem Kontext kann man nebst all dem Negativen auch Positives in der aktuellen Coronakrise sehen. Kinder, aber auch Lehrpersonen, werden durch den unfreiwilligen Fernunterricht gezwungen, sich mit den digitalen Instrumenten auseinanderzusetzen. Und was momentan mit viel Mehraufwand und mit unzähligen Überstunden seitens des Lehrpersonals gelernt und angewendet wird, bleibt bestimmt – zumindest auch teilweise – über die Krise hinweg bestehen.