IBK-Fachtagung: Mikroplastik in Böden
Lebendige und gesunde Böden sind die Grundlage der Landwirtschaft – doch Mikroplastik stellt eine wachsende Bedrohung dar. Wie dieser Herausforderung begegnet werden kann, war Thema der Fachtagung der IBK am 22. November 2024 im Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen. Rund 60 Experten und Praktiker aus der Vierländerregion diskutierten innovative Lösungsansätze zur Reduzierung von Mikroplastik in landwirtschaftlichen Böden.
Organisiert von der Arbeitsgruppe Landwirtschaft und Umweltschutz der IBK, bot die Veranstaltung ein Forum für Vertreter der Agrarwirtschaft, Berater, Bildungseinrichtungen und Verwaltungen. Ziel war es, über die Risiken von Mikroplastik aufzuklären und praxisnahe Lösungsansätze vorzustellen.
„Der IBK sind der grenzüberschreitende, fachliche Austausch und die Diskussion von Lösungsansätzen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft im Bodenseeraum ein großes Anliegen“, so Dr. Hermann Gabele, Leiter des Landwirtschaftsamtes Friedrichshafen und Vorsitzender der IBK-Arbeitsgruppe. „Der sorgsame Umgang mit den Böden im Bodenseeraum ist eminent wichtig, und deren Belastung mit Mikroplastik so gering wie möglich zu halten.“
Bodenseeregion ist bedeutendes Anbaugebiet für Feld,- Obst-, Reb- und Gemüsekulturen
Das Programm der Tagung spannte den Bogen von wissenschaftlichen Erkenntnissen bis hin zu konkreten Praxisbeispielen.
- Wissenschaftliche Perspektive:
Die Key-Note hielt Prof. Dr. Peter Fiener, Institut für Geographie – Wasser- und Bodenressourcenforschung, Universität Augsburg, der das Thema wissenschaftlich beleuchtete. Auch wenn es aktuell noch keine Standards für die Messung gibt und somit keine klassischen Risikoanalysen möglich sind, hält er angesichts des weltweit steigenden Plastikeinsatzes das Vorsorgeprinzip für sehr wichtig, umso mehr da unsere Böden „auf ewig“ eine Quelle für Mikroplastikeintrag in die Gewässer sein werden.
Dr. Michael Kirchinger, Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe TFZ in Straubing referierte über spritzbare Materialien zur Verhinderung von Plastikeintrag als Alternativen zur Beikrautregulierung im Obst-, Wein- und Feldgemüsebau sowie Alternativen zur Abdeckung von Fahrsilo.
- Aus der Praxis:
Engelbert Lanz, Gemüsebaubetrieb, Tettnang-Unterlangnau berichtete über Erfahrungen mit zertifizierten kompostierfähigen Folien im Gemüsebaubetrieb (u. a. Anschaffungs- und Entsorgungskosten, Lagerfähigkeit, Nutzungsdauer.
Christian Goldschmidt, Geschäftsführer und Pirmin Eibofner, Vertriebsleiter Düngemittel RETERRA Hegau-Bodensee GmbH in Singen, stellten die Verwertung von Bioabfall (Biogas) und Grünabfall (Tunnelkompostierung) und die in die Verfahren integrierten Maßnahmen zur Kunststoff-Entnahme vor, um den (Mikro-)Plastik-Gehalt im Endprodukt zu minimieren.
Clemens Maier, Geschäftsführer Biogastechnik Süd GmbH in Isny im Allgäu sprach am Ende der Tagung über den Schutz landwirtschaftlicher Böden vor Plastikeinträgen aus Biogasanlagen mit Speiseresteverwertung durch Feststoffabtrennung.
- Verwaltungsperspektiven:
Katharina Sexlinger, Abteilung Umweltanalytik, Schwerpunkt Bodenschutz, Institut für Umwelt und Lebensmittelsicherheit des Landes Vorarlberg, Bregenz, erläuterte ein Verfahren (repräsentativ, praktisch durchführbar und kostengünstig) zu Berechnung des Kunststoffgehaltes im Boden und die in Vorarlberg geltenden Vorsorgewerte und Grenzwerte in der Bodenqualitätsverordnung (rechtliche Handhabe!).
Mit der Fachtagung hat die IBK gezeigt, dass viele Ansätze existieren, um den Eintrag von Mikroplastik in Böden zu reduzieren. Die IBK wird diese Impulse weitertragen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit stärken, um die Bodengesundheit im Bodenseeraum langfristig zu sichern.